Gefühle sind die Klaviatur unsers Seins
Gefühle sind eine körperliche Erfahrung. Empfinden wir Freude, Dankbarkeit, Glück oder Liebe, erfahren wir die Qualität dieser Gefühle als Empfindungen im Innern. Unser Herz und die Brust weiten sich, der Körper will lachen und vielleicht gleichzeitig weinen. Im Bauch tanzen Schmetterlinge und Wärme durchströmt uns. Der Körper schüttet Glückshormone aus.
Sind wir traurig, einsam oder überfordert, haben wir Druck auf der Brust, die Atmung fliesst weniger frei, das Herz zieht sich zusammen, Tränen schütteln uns und der Körper fühlt sich schlaff und energielos an. Sind Wut oder Frustration in uns aktiviert, baut sich Energie im Körper auf, die sich entladen will. Der Bauch zieht sich zusammen und wird hart. Wir sind innerlich am Kochen.
Wenn die Angst uns einholt, fängt das Herz an zu rasen, wir nehmen einen Druck auf der Brust war. Die Atmung geht schneller oder stockt. Es breitet sich Hilflosigkeit in uns aus. Der Körper fühlt sich allenfalls wie erstarrt an, obwohl er Fluchtimpulse hat. Angst gibt uns oftmals das Gefühl, keine Kontrolle über das zu haben, was in uns und um uns passiert. Sie lähmt uns und hält uns gefangen. Der Körper produziert Stresshormone.
Unser Gehirn und unser Körper, insbesondere unser vegetatives Nervensystem kommunizieren ununterbrochen miteinander. In der Fachsprache wird das als «Neuroception» bezeichnet. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet es, die «Sensoren» unseres Körpers sind immer auf Empfang um allfällige Gefahren im Aussen, in unserem Körper sowie in der Begegnung mit anderen zu erkennen und uns davor zu schützen. Dieser Vorgang passiert unterhalb der kognitiven Teile unseres Gehirns und somit auch ausserhalb unserer bewussten Kontrolle. Es sind die primitiven Teile des Gehirns, die hier reagieren und uralte Überlebensinstinkte aktivieren. Diese gehören zum limbischen System, das auch unsere höher entwickelte Gehirnregionen umfasst, welchen die Fähigkeit zugeschrieben wird, Gefühle zu empfinden, einzuordnen sowie zu verarbeiten. Hier liegt der Ursprung für emotionale Intelligenz.
Gefühle können uns in ihrer Intensität überfordern, insbesondere die schwierigen wie Angst, Wut, Schmerz, Trauer, Einsamkeit. Wir entwickeln eine Tendenz diese mit unserem Verstand zu rationalisieren und zu betäuben. Je mehr wir uns vor den schwierigen abkoppeln, desto mehr komprimieren wir unser Erleben der positiven Gefühle. Je bewusster wir mit uns selbst und all unseren Gefühlen verbunden sind, desto weniger komprimieren wir diese oder werden von ihnen überwältigt. Und wir fühlen uns insgesamt lebendiger.
Unsere Fähigkeit zu fühlen, ist für mich persönlich eines der kostbarsten Geschenke des Lebens an uns. Gefühle sind wie die Klaviatur unseres Seins mit einer einzigartigen Melodie.
Wie sehr sind Sie mit Ihren Gefühlen verbunden?